Campiello: Unter der Herrschaft des katholischen Hauses
Anjou erzwangen Bevölkerungsdruck
und Glaubensunterdrückung die Ansiedlung der Einwohner außerhalb
und im Umkreis der Stadt. So entstand die Vorstadt (Exopolis),
die heutige Altstadt. In diese Zeit fällt die Ankunft der
ersten verfolgten Juden aus Spanien, die sich auf dem später
Campiello genannten Judenhügel niederließen. Im Viertel
von Campiello blieb die Atmosphäre dieser Zeit bis heute
erhalten, und ein Spaziergang durch das Labyrinth seiner Gassen
lässt den Besucher die Geschichte der Insel sinnlich erfahren.
Die mehrstöckigen venezianischen Gebäude - früheste
Beispiele urbanen Wohnungsbaus - waren notwendig ,um die Bevölkerung
auf dem begrenzten Raum der Exopolis unterbringen zu können.
Palast
des Hl. Georg und des Hl. Michael: Vom ersten englischen Hochkommissar Sir Thomas
Maitland zwischen 1814 und 1824 nach Plänen Sir George Whitmores
in Georgianischem Stil gebaut. Amtssitz der Hochkommissare während
der gesamten Zeit des britischen Protektorates. Er hat zwei Tore,
das des Erzengels Michael und das des Erzengels Georg. Eine Säulenreihe
dorischen Stils ziert den der Plateia zugewandten Haupteingang..
Der Palast, der einst die griechische Königsfamilie beherbergte,
wurde vor drei Jahren für die europäische Gipfelkonferenz
von 1994 renoviert.
Gemeindepinakothek: Die Gemäldesammlung
der Gemeinde Korfu wurde im Dezember 1995 im Schloss eröffnet.
Eine bemerkenswerte Sammlung von Werken korfiotischer Maler vom
19. Jhdt. bis zum Beginn des 20.Jhdts. Ein Längsschnitt durch
das Schaffen korfiotischer Künstler vom Anfang des 19. Jhdts.
bis zu unseren Tagen.
Esplanade: Als „größter Platz des Balkans“
weithin bekannt. Seine Entstehung ist einer militärischen
Notwendigkeit zu verdanken. Um den Verteidigern der Festung freies
Schussfeld und Überblick zu bieten, wurde 1576 mit dem Abbruch
der um die Festung befindlichen Häuser begonnen. In 12 Jahren
fielen mehr als 2500 Vorstadthäuser dieser Aktion zum Opfer.
Ein riesiges Niemandsland entstand, das später die Franzosen
mit Bäumen bepflanzten: der heutige Esplanade-Platz. Bei
ihrem Spaziergang werden Sie den sogenannten „Brunnen“ entdecken,
in dorischem Stil zu Ehren des ersten britischen Hochkommissars
Sir Thomas Maitland erbaut, als lauschiges Plätzchen Treffpunkt
der verliebten Jugend, sowie das Rondell, wo Sie an einem schönen
Sommerabend mit ein wenig Glück eine Musikkapelle Jazz oder
klassische Musik spielen hören können. In der Nacht
des Ostersamstags wird hier mit byzantinischer Pracht die Auferstehungsmesse
zelebriert. Unterwegs werden Sie Straßenhändler antreffen,
die in großen Körben erfrischende Kaktusfeigen feilbieten.
Liston: An der Westseite der Esplanade. Diese
Häuserzeile mit den Arkaden wurde nach 1807 von den kaiserlichen
Franzosen geplant und ist typisches Beispiel jener Epoche. Sie
erinnert stark an die aus derselben Zeit stammende Pariser Rue
de Rivoli. Das Liston ist heute der Mittelpunkt des gesellschaftlichen
Lebens: wer tagsüber sehen und gesehen werden will, muss
hierher kommen. Es gibt Zeitschriften und Tagespresse an den nahen
Kiosken, Kaffee und Ouzo in den einschlägigen Cafés.
Hier verfolgen Sie am frühen Nachmittag, Ingwerbier trinkend,
Kricketweltmeisterschaftskämpfe. Vor Ihnen werden Musikkapellen,
Majoretten, die
Prozession des Hl. Spiridon vorbeidefilieren. Hier wird der Einheimische
nach Jahren einen alten Mitschüler oder einen Kameraden aus
der Wehrdienstzeit zufällig wiedertreffen. „Lista“ bedeutet
im venezianischen Dialekt ursprünglich eine „lange gerade
Holzlatte“, davon deutsch „Leiste“, und im übertragenen Sinn
eine absolut gerade Strasse. Da man auf Holzleisten auch Namenskataloge
zu erstellen pflegte, hieß „Lista“ auch „Liste“.
„Liston“ ist die Vergrößerungsform davon, also
„große Leiste“. In jeder Stadt der Republik Venedig wurde
die jeweils größte gerade Strasse so genannt, so gibt
es die Liston-Strasse in Venedig am Markusplatz. Als diese Häuserzeile
1807-1814 von den Franzosen in Korfu gebaut wurde, gab es die
Republik Venedig als Staat schon nicht mehr, aber im Wortschatz
der Korfioten lebte das Wort mit vielen anderen weiter, so wurde
die neue gerade Strasse mit dem Namen „Liston“ belegt.
Pentofanaro: Trennt den Esplanade-Platz in obere
und untere Plateia (=Platz). Informeller Jugendtreff, Stelldichein
vor und nach dem Besuch der umliegenden Schulen, bestens versorgt
mit Schnellimbissen. Ganz am Anfang der oberen Plateia in einem
Kiosk ist das Informationsbüro der Gemeinde Korfu , hier
bekommen Sie Hinweise zu stattfindenden Veranstaltungen, können
sich mit Karten und Reiseführern versehen und Geld wechseln.
Rathausplatz: war zu Venedigs Zeit der
wichtigster Platz für den gesellschaftlichen Verkehr. Der
Klub des Adelsstands, die Loggia, tagte im heute als Rathaus dienenden
Gebäude. Es wurde in den 30 Jahren
von 1663-1691 aus bestem Material, dem Stein aus Sinies (nördliches
Korfu) gebaut. Auch nach 1720, als die Adelsloge zum ersten Opernhaus
der Levante wurde, traf sich hier, was Rang und Namen hatte. Das
nach der nahgelegenen katholischen Bischofskirche St.Jakob „Teatro
San Giacomo“ benannte Haus bot zwei Jahrhunderte lang bedeutende
Aufführungen italienischen Musiktheaters. Die beiden Frontseiten
sind verziert mit steinernen Maskenreliefs und verschiedenen historischen
Inschriften und Symbolen. Über dem Haupteingang erscheint
das Emblem Korfus, an der Ostseite die steinerne Büste General
Franco Morosinis samt lateinischer Inschrift seiner Tugenden und
Heldentaten. Am selben Platz steht die katholische Bischofskirche
und der römisch-katholische Bischofssitz aus dem 17. Jhdt.,
der, nachdem er zwischenzeitlich auch als Gerichtsgebäude
diente, heute die Bank von Griechenland beherbergt.
Plati Kantouni (=Breite Gasse): Es handelt
sich um die einstmals breitere Moustouxidou-Strasse, wo zur Karnevalszeit
Ritterturniere unter Adligen abgehalten wurden, wie sie heute
noch in norditalienischen Städten bekannt sind.
Ionisches Parlament: Neoklassizistisches
Gebäude am Ende der Moustouxidou-Strasse mit dorischem Säulenvorbau,
1855 vom Architekten Iannis Chronis gebaut. Beiderseits des Eingangs
erinnert je eine Marmortafel auf Englisch und auf Griechisch an
die 1864 erfolgte Abstimmung über die Vereinigung der Ionischen
Republik mit dem Königreich Griechenland.
Ionische Akademie: Die erste Universität Griechenlands
wurde 1824 hier am Platz der vorherigen Grimani-Kasernen eingerichtet..
Bei der Vereinigung der Ionischen Inseln mit Griechenland wurde
die Akademie aufgelöst, und das Haus diente seitdem als öffentliche
Bibliothek. Am 14. September 1943 fiel es einem italienischen
Fliegerangriff zum Opfer.. Nach erst kürzlich vollendeter
Renovation bietet das Gebäude heute Platz für die Bedürfnisse
von Schulen und Hochschulen.
Muraia: Wer mit der Fähre vom Festland
kommt, erblickt als erstes die markante Silhouette dieses Stadtteils:
Es handelt sich um eines der schönsten Stadtviertel, die
Häuserreihe der Arsenioustrasse, die buchstäblich auf
der Zinne des alten Küstenwalls vom Palast zum Alten Hafen
hinabführt.
Lesegesellschaft: In einem Gebäude aus dem
vorigen Jahrhundert an der Arsenioustrasse untergebracht. Als
älteste kulturelle Institution des neueren Griechenlands
1836 gegründet nach Vorbild des gleichnamigen Genfer Zirkels,
unter dessen Mitgliedern sich neben Kapodistrias weitere berühmte
Persönlichkeiten von den Ionischen Inseln finden. In einer
anregenden Atmosphäre inmitten alter Bücher vorwiegend
aus dem Bereich der Ionischen Inseln, Stichen, Gemälden,
alter Zeitungen, Broschüren und Schriftstücken können
Sie einen äußerst zuvorkommenden sanften Menschenschlag
kennen lernen, der hier um die Veranstaltung von Seminaren, Tagungen,
Vorträgen, Konzerten und anderen kulturellen Happenings bemüht
ist. Genau gegenüber, unterhalb des Straßenniveaus,
liegt das St.Nikolaus-Tor mit dem Faliraki-Tagungszentrum und
dem einst privaten Strandbad.