PLÄNE: ALTE FESTUNG NEUE
FESTUNG
Als die Venezianer sich Korfu aneigneten, begannen sie große
Befestigungsarbeiten mit dem Ziel, den erlangten Besitz vor den
ständigen Übergriffen vor allem der Türken zu schützen.
So entstand über drei Jahrhunderte hinweg ein beeindruckendes
System aus Festungen, Bollwerken und unterirdischen Stollen, die
zum Teil noch erhalten sind. Neben den Festungswerken schmückten
die Venezianer die Stadt mit Gebäuden in ihrem charakteristischen
Stil, die heute noch dem Besucher einen wohltuenden Anblick bieten
und gerne geknipst werden. Franzosen und Engländer, die danach
auf der Insel herrschten, hielten die vorgefundene Bausubstanz
in Stand und ergänzten sie um Bauwerke in ihrer typischen
Bauweise, so dass wir heute in Korfu eine architektonische Überlieferung
aus sechs Jahrhunderten vereint finden. Die beiden Festungen waren
durch zwei Reihen von Schutzmauern verbunden Die nördliche
Ufermauer hieß 'Muraja', wie heute noch das dort liegende
Stadtviertel, wo noch Teile der Mauer sichtbar sind. Die südliche
Mauer begann an der alten Festung und führte über den
kleinen Hafen N.A.O.K., das Kapodistrias-Denkmal (beim Hotel Corfu
Palace ), das Kino 'Phoinikas', den Sportplatz bei der Nomarchia
und den Gemüse- und Fischmarkt zur neuen Festung.
Zwei weitere Festungen, eine auf dem Avramhügel und eine
auf dem Sotirashügel, vervollständigten die Befestigung
der Stadt. Von den beiden ist nur die Festung des Sotiras erhalten
geblieben, wird aber ausschließlich von Gesetzesbrechern
besucht, denn hier ist heute die Strafanstalt untergebracht. Einige
ihrer Insassen machen von Zeit zu Zeit Schlagzeilen, wenn sie
unter Benutzung der venezianischen Stollensysteme das weite suchen.
Vier Haupttore ermöglichten den Zugang zur See und zum Landesinneren.
Das erste, das Spilia-Tor , ist erhalten und liegt dem alten Hafen
gegenüber neben der Landwirtschaftsbank. Das zweite, das
St.Nikolaus-Tor, an der Nordseite der Esplanade am Fuß der
Mauer gelegen, liegt heute unterhalb dem Niveau der Küstenstrasse.
Das Raimunda-Tor lag an der Südseite der Esplanade im heute
noch nach ihm benannten Porta-Raimunda-Viertel. Es öffnete
sich gegen Süden in Richtung Garitsa. Im 19. Jahrhundert
wurde es zerstört.
Das gleiche Schicksal widerfuhr dem vierten, dem 'königlichen'
Tor (Porta Reala), das sich an der G.Theotoki-Strasse neben dem
Kino 'Palace' befand, und an das heute nur noch der Name des Viertels
'Porta Reala' erinnert. Beeindruckendster Aspekt der von Venedig
errichteten militärischen Infrastruktur ist sicher das unterirdische
Tunnelsystem. Die vier Festungen sowie andere neuralgische Punkte
der Stadt standen mit unterirdischen Stollen, den sogenannten
'Mines' (Minen) untereinander in Verbindung. Dem Gerücht
nach sollen die Minen bis zur kleinen Insel Vidos gegenüber
der Alten Festung führen. Heute sind einige davon gesperrt,
sei es durch Neubauten oder durch Bodenabsenkungen, einige hat
Vater Staat zugestopft; die Liberalisierung des Strafvollzugs
ist noch nicht so weit fortgeschritten, als dass man den vom Gefängnis
zur Insel Vidos führenden Gang offen ließe.
Alte Festung:
Von den Venezianern auf bestehender byzantinischer Bausubstanz
errichtet und in zwei Phasen vollendet. In der ersten Bauphase
(1400-1500) wurde das byzantinische Mauerwerk verstärkt,
der Contra-fossa' Kanal gegraben, und die Halbinsel Kapo Sidero
so in eine durch Zugbrücke mit dem Land verbundene künstliche
Insel verwandelt. In der neueren Geschichte Korfus wurde dieser
Kanal zum klassischen Tatort für den romantischen Freitod.
Die zweite Phase (1600-1800) beginnt mit Fertigstellung (1546-1588)
der ersten Bauphase und reicht bis zu den jüngeren Eingriffen
der Engländer. Heute erhalten sind zwei beeindruckende, die
Namen der venezianischen Ingenieure Martinengo und Savargnan tragende
Bollwerke, sowie neuere englische Gebäude und Anbauten wie
die
Kirche des St.Georgs-Kirche von 1840 im Basilika-Stil mit dorischen
Säulen. Viele Kirchen und Gebäude jedoch, allen voran
der Palast des venezianischen Provedittore, sind zerstört.
Neue Festung:
Erbaut vom italienischen Architekten F. Vitelli zwischen
1572 und 1645, während die Bauten im Innern der Festung auf
die Engländer zurückgehen. Mit ihren beiden Zwillingsbollwerken
gilt die Anlage als Meisterwerk der Festungsbaukunst. Der Besucher
genießt hier von oben herab die Aussicht auf die ganze Stadt
und das Meer. Dieser Rundgang empfiehlt sich besonders nachmittags,
wo es nicht so heiß ist. Die Stadt Korfu organisiert in
der kürzlich renovierten Festung ständig interessante
Ausstellungen, Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen.
(für das ausführliche Veranstaltungsprogramm wenden
sie sich bitte an das städtische Informationsbüro )
Hier ist neuerdings eine Bar und Kunstgalerie eingerichtet, wo
auch die von der Gemeinde Korfu publizierten Gravuren, Reiseführer
und Karten angeboten werden. Im ersten Stock des linken Gebäudeflügels
werden bemerkenswerte Ausstellungen (Malerei, Skulptur, Fotografie)
von weltbekannten Künstlern gezeigt.
Der Aufstieg zur Festung endet an einem Stollen, der über
den Gemüse- und Fischmarkt ins Zentrum der neuen Stadt führt.
Der Raum, wo heute der Markt abgehalten wird, ist der Trockengraben
mit darüber liegenden Bollwerken und steht in Verbindung
mit der Festung, deren Verschanzung er darstellt.