Die
Korfioten bekennen sich in der Mehrzahl als griechisch-orthodoxe
Christen zur offiziellen griechischen Religion. Wohl gibt es, hauptsächlich
durch die Abstammung bedingt, einen Anteil von etwa 4% Katholiken;
es handelt sich um Familien, die vorwiegend aus Malta, aber auch
aus Italien und England stammen. Das katholische Erzbistum Korfu
wurde 1310 von Karl von Anjou gegründet und hat von da an ohne
Unterbruch
bis heute seinen Sitz auf der Insel. Die katholische Gemeinde zählt
heute etwa 3 500 Mitglieder (hauptsächlich maltesischer Abstammung),
die fast ausschließlich in der Stadt Korfu leben. Die Gemeinde
lebt harmonisch mit der orthodoxen Mehrheit zusammen, ist karitativ
tätig und kümmert sich fürsorglich um ein Altersheim.
Bis im Jahr 1923 pflegten beide Gemeinden gemeinsam Ostern zu feiern.
Mit Einführung des gregorianischen Kalenders jedoch fielen
die Feiern der beiden Konfessionen auf verschiedene Tage. Im Jahr
1964 ersuchte der katholische Bischof, um innerfamiliären Zwist
zu vermeiden, den heiligen Stuhl mit Erfolg um die Erlaubnis, die
Osterfeier zum gleichen Termin abhalten zu dürfen. Zwei bis
drei Jahre später wurde dies auch in den übrigen katholischen
Bistümern Griechenlands eingeführt. Am Ostersonntag der
Katholiken findet in Korfu speziell für die ausländischen
Besucher eine Prozession außer Programm statt.
Der
religiöse Glauben der Korfioten, wie er sich in der hingebungsvollen
Verehrung des Schutzpatrons der Insel manifestiert, übersteigt
in mancher Hinsicht, was man vom herkömmlichen christlichen
religiösen Kult gewohnt ist. Ein Rückblick auf seine
historischen und sozialen Ursprünge hilft, die Gründe
dieser intimen Hingabe zu verstehen.
Agios Spyridon der Heilige der Korfioten
Zwar verkündeten schon im ersten Jahrhundert nach Christus
die Apostel Iason und Sosipatros Christi Botschaft in die Stadt
Korfu, bis zur Christianisierung isoliert lebenden Landbevölkerung
vergingen aber noch vier bis fünf Jahrhunderte. Deren prekäre
Lebensumstände ließen jedoch keine tatsächliche
Aneignung der christlichen Lehre zu. Als sie von der Ankunft des
Heiligen und den gewirkten Wundern erfuhren, wallfahrten sie in
die Stadt um ihm zu huldigen und mit Gelübden um seine Fürsprache
zu bitten. Diese Bevölkerung außerhalb der Stadtmauern,
schutzlos den Übergriffen von Piraten, fremden wie eigenen
Herren, preisgegeben und ohne weltlichen Beistand auf dieser Welt erkannte in Spyridon
die einzige Macht die über allen anderen stand und sich in
ihre Schwierigkeiten einfühlen und ihnen beistehen konnte.:
Ihr Heiliger.
Der Glaube bestärkt sich aus einer intimen Beziehung, Spyridon
ist unter ihnen, lebt in einer Kirche ihres Dorfes,
kann sie sehen, fühlt ihren Schmerz und spendet Trost. Er
kann sie vor den Türken und von der Cholera retten, kann
ihnen Weizen bringen wenn sie Hunger leiden, deshalb schenken
ihm die Menschen auch u.a. gestickte Schuhe, damit er als unsichtbarer
und allmächtiger Beschützer unter ihnen wandeln kann.
Auch
wenn der Heilige im 15. Jahrhundert Zypriot war, so ist er heute
Korfiot, der Heilige der Korfioten. Die tägliche Fürbitte
der Landbevölkerung an seine Person, wenn die Venezianer
sie um ihr Brot brachten, die Türken und Piraten ihr Leben
bedrohten, hat eine innere Beziehung entstehen lassen, wie sie
zwischen Vater und Sohn besteht. Es heißt: Wir haben
Spiros zu unserem Schutz und fürchten uns nicht. So
kommt es, dass ein Einheimischer sich auch einmal ein Wörtchen
zuviel im Namen des Heiligen gestatten kann, während
sich einem Fremden nichts als Respekt gegenüber Spyridon
ziemt.
Der heilige Spyridon wurde 270 n.Chr.
in Trimezunt auf Zypern geboren. Als armer Leute Kind ohne Zugang
zu Bildung wurde er Hirte. Nach dem Tod seiner über alles
geliebten Ehefrau widmete er sein Leben der Kirche und wurde zum
Bischof von Trimezunt geweiht. Seine Teilnahme am Konzil von Nikäa
325 brachte ihm Anerkennung ein. Während der Christenverfolgungen
unter Kaiser Maximilian wurde er festgenommen und mit Verbannung
bestraft. Sein ganzes Leben verbrachte er Wunder wirkend auf Zypern.
Als man nach Eroberung Zyperns durch die Sarazenen sein Grab öffnete
um seine sterblichen Überreste nach Konstantinopel in Sicherheit
zu bringen, erblickte man einen unversehrten, nach Basilikum duftenden
Leichnam: untrügliche Beweise seiner Heiligkeit. Nach dem
Fall Konstantinopels 1453 brachte ein korfischer Priester namens
Giorgios Kalochairetis den Kriegsflüchtling nach Korfu und
vererbte ihn seinen drei Kindern. Als Mitgift seiner Enkelin Asimia
ging die Reliquie in den Besitz der Familie Bulgari über,
die so ihre Privatkirche zur Wallfahrtsstätte der Huldigung
Spyridons aufwertete. Zum Bau der Stadtmauer wurde die Kirche
der Bulgaris abgebrochen und der Heilige nahm seinen Wohnsitz
in der Kirche, die seinen Namen trägt und wo er bis zum heutigen
Tag verehrt wird.
Prozessionen
Während
Spyridons langjährigem Aufenthalt blieb die Insel des öfteren
von drohenden Katastrophen im letzten Augenblick verschont. Die
unverhoffte Errettung aus äußerster Not konnte nur
seiner wundertätigen Fürsprache zugeschrieben werden.
So wurde er ganz natürlich in seiner Wahlheimat als Schutzpatron
eingebürgert. Der Jahrestag der gewirkten Wunder wird mit
Prozessionen begangen: