Beinahe
600 Quadratkilometer natürliche Landschaft breiten sich außerhalb
der Stadt vor Ihnen aus. In diesem Raum anzutreffen sind üppig
sprießende Vegetation, unberührte Strände, Bauerndörfer
wie von einst, einfache, arglose und unverdorbene Leute; aber auch
dem touristischen Gewerbe gewidmete Gebiete mit Luxushotels, Restaurants,
kleinen Tavernen und Bars; je nachdem, wie’s Ihnen gerade beliebt.
Auf Landstrassen, Sträßchen und Feldwegen werden Sie
die Vergangenheit und die Zukunft des korfiotischen Lebens erfahren
und sich dabei wohl auch verfahren.
Seit der Antike.........
Die Vegetation auf einer Insel mit von der Antike
bis heute ohne Unterbrechung andauernder Besiedlung ist nicht
nur durch Bodenbeschaffenheit und klimatische Umständen,
sondern auch durch den menschlichen Faktor bestimmt. Das milde
Klima, die niedrige durchschnittliche Meereshöhe, die hohe
relative Luftfeuchtigkeit und die übriggebliebenen Reste
wildwachsender Vegetation erlauben es jedoch, die ursprüngliche
Flora Kerkyras zu rekonstruieren:
An
der Küste Wälder mit Pinien (Pinus pinea), Wacholder
(Juniperus oxydercis) und Flaumeichen (Quercus pubescus), Feuchtwälder
mit Silberpappeln (Populus alba), Trauerweide (Salix alba) und
Platanen (Platanus orientalis).
Auf den tiefergelegenen Berghängen der typisch
mediterrane Hartlaub-Niederwald: Kermesbaum (Quercus coccifera),
Knoppereiche (Quercus aegilops), Steineichen (Quercus ilex), wilde
Olivenbäume (Olea europea), aber auch Sträucher wie
Lorbeere, Sandbeerbaum, Erika, Binsen, wilder Apfel u.a.
Auf den Berggipfeln Eichenwälder (Quercus
aegilops). Wie historische Zeugen bestätigen, gab es noch
bis zur Zeit der Venezianer auf dem Pantokrator Eichenwälder.
3000 Jahre Zivilisation haben jedoch das Erscheinungsbild der Insel
verändert. Um Kulturland zu gewinnen, wurden im Flachland
die Wälder gerodet und Holz zum Schiffbau verwendet. Hügel
wurden eingeebnet, steilere Hänge mit Steinmauern terrassiert
und bewirtschaftet. Die weniger fruchtbaren Berggebiete wurden
zu Weideland.
Die
ursprüngliche Vegetation wurde zurückgedrängt,
hauptsächlich durch Weinbau, aber auch durch Getreide- und
Maisanbau, so dass das Holz nur noch für den eigenen Bedarf
an Brennholz reichte. 1402 waren die Venezianer genötigt,
das Holz zur Instandsetzung der Festungen einführen.
1623
fasste der Rat von Venedig -die Serenissima-den Beschluss, das
Anpflanzen von Olivenbäumen und das Veredeln von wilden Bäumen
mit Prämien zu fördern. Zehntausende von Bäumen
wurden gepflanzt und noch viele mehr veredelt. Ein Jahrhundert
später war die Zahl von 2 Millionen Bäumen erreicht.
Bauer sein in Kerkyra ist seither untrennbar verknüpft mit
dem Olivenbaum, er ist aus der Lebensart und dem Bewusstsein der
Korfioten nicht mehr wegzudenken, sie sind zusammengewachsen.
Heute sind Kerkyra, Paxos und die diapontischen Inseln (wie das
kleine Archipel im Norden heißt) ein endloser Olivenhain.
Das
Zusammenspiel der verschiedenen Faktoren, die das korfiotische
Mikroklima ausmachen, lässt Wildblumen das ganze Jahr hindurch
gedeihen. Ohne zu übertreiben
lässt sich sagen, dass auf Kerkyra in allen vier Jahreszeiten
Blütezeit ist. Charakteristisches Beispiel sind die 36 Orchideenarten,
eine sehr empfindliche und komplexe Pflanzengattung. Erwähnt
sei nur die Orchis palustris, eine sehr seltene Art, die in Kerkyra
nur an der Korissia-Lagune vorkommt. Deutlich gegenwärtig
ist auch feuchtigkeitsliebende Küstenvegetation mit Schilf,
Glasschmalz (od. Glaskraut) Silberpappeln, Nussbäumen, Trauerweiden,
Platanen und vielen anderen Pflanzen, die in Feuchtgebieten gedeihen.
Die
dramatischen Veränderungen in der Vegetationen hatten natürlich
auch Folgen für die Tierwelt. In historischen Quellen ist
Kerkyra als Paradies für Jäger beschrieben. So erzählt
Älianos, dass Hirsche vom epirotischen Festland schwimmend
die nördliche Meeresstraße (1,5 Seemeilen) bei Ag.
Stefanos überquerten.
........IN
UNSERER ZEIT
Schon zur Zeit der Britenherrschaft war sogar der Hase vom Aussterben
bedroht, und die Briten, Jäger aus Leidenschaft, mussten
sich mit der Jagd auf Vögel, die an den Seen und im Brackwassersumpf
der Ropas-Wiese Unterschlupf suchten, zufrieden geben. Auch heute
noch ist die Tierwelt auf einen kargen Restbestand dezimiert.
All dem zum Trotz haben einige Arten es verstanden, begünstigt
durch das starke Relief der Landschaft, die Eigenschaften der
Olivenhaine und die zwar kleinen, aber nicht unbedeutenden Restbestände
ursprünglicher Vegetation, der aufdringlichen menschlichen
Gegenwart zu entkommen.
Bedeutende
Reservate für wildlebende Tiere sind die Feuchtgebiete Kerkyras.
Es handelt sich um das Gewässersystem der Ropas-Wiese im
Gebiet Mesis, die Flüsse und Giessbäche (Mesonghi, Ropas,
Potamos, Tyflos u.a.)und die Lagunen (Korissia, Chalikopoulos,
Ag. Stefanos, Antinioti). Die Fauna dieser Gebiete zählt
viele kleine Säugetierarten wie Marder, Fuchs, Igel und Otter.
Aus
der Vielzahl von Reptilien hervorzuheben sind die Süßwasserschildkröten,
von denen die Mayermys Caspica a ls Rarität
gilt. Verschiedene Amphibienarten leben und vermehren sich ebenfalls
in den Gebieten mit Süßwasser.
Unter
der reichhaltigen Vogelwelt Kerkyras sind schon über 150
Arten gezählt worden, darunter gibt es seltene, die hier
leben oder auf der Wanderschaft halt machen. Lachmöwen und
Graureiher sind unter anderen unmittelbar vom Aussterben bedroht
und finden in den Feuchtbiotopen Kerkyras Unterschlupf in Gesellschaft
der Komorane, Blauspechte, Eisvögel und Blesshühner.
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